Auf Ehrenamt eingestellt
Bild: OBA Lebenshilfe Schwabach-Roth e.V.
„In jeder Begegnung sieht Dietmar Schuster die einmalige Möglichkeit, neue Blickwinkel auf die Dinge kennenzulernen und so auch immer selbst etwas mitzunehmen.“
„Ich habe mich schon immer gerne engagiert. Das Organisieren und Sachen voranbringen ist ein Motor für mich.“ So beginnt Dietmar Schuster aus Roth das Gespräch über sein Ehrenamt bei der Lebenshilfe Schwabach-Roth e.V.
Die Entscheidung für etwas Soziales hat er bewusst getroffen. Nach 20 Jahren als Vorsitzender der Triathlonabteilung des SC Roth bzw. als Hauptorganisator des Rothsee-Triathlons wollte er etwas Anderes machen. Zwei Jahre Pause vom Ehrenamt mit Zeit für sich und seine Familie neben dem Hauptberuf Polizeibeamter, das genügt ihm. Danach macht er sich auf die Suche. Wo kann er helfen, seine freie Zeit sinnvoll einbringen?
Das Netzwerk „Füreinander“ des Landratsamtes Roth hilft. Hier erhält er Ideen und in einem persönlichen und sehr intensiven Gespräch ist für ihn klar: er will Menschen helfen.
Als Begleiter einer blinden Frau aus Roth besucht er Kindergärten und Schulen und informiert über das Blindsein und die Folgen im Alltag. In der Zusammenarbeit merkt Dietmar Schuster, dass seine Betreute sehr gerne unter Menschen ist. Das Wandern und der Besuch von Musikveranstaltungen macht beiden sehr viel Freude. Bis zu ihrem Tod steht er, neben ihrer Familie, früheren Arbeitskolleg/innen und Bekannten der immer offenen und wissbegierigen, liebenswerten blinden Frau zur Seite.
Nach diesen Erfahrungen ist Dietmar Schuster klar, dass er sich eine neue Freizeitgestaltung suchen muss, bei der er Menschen unterstützen kann. Auf der Homepage der „Füreinander“ Stelle findet er den Kontakt zu Honorata Martinus der Offenen Behindertenarbeit (OBA). Der persönliche Kontakt entsteht und er ist überzeugt: „das ist das Richtige für mich.“
Der pensionierte Polizeibeamte erlebt das erste Mal, was es heißt, mit Menschen mit Behinderung freie Zeit zu verbringen. Für ihn ist der Kontakt noch immer spannend. Jede Begegnung ist anders und einmalig. Vorsichtig formuliert der überzeugte Ehrenamtler: „Menschen mit Behinderung – darf ich sie so nennen, oder lieber mit einem Handicap sind grundehrlich. Entweder sie sind gut drauf, oder eben nicht. Erstaunt hat es mich, wie man sie für eine Sache begeistern kann und wie sie dann auch hinter den Dingen stehen.“
Als ehrenamtlicher Helfer bei der OBA ist Dietmar Schuster entweder als Assistenz bei Ausflügen dabei oder er leitet Kurse, die z.B. in Kooperation mit der VHS stattfinden. Honorata Martinus, Leiterin der OBA nennt ihn „zuverlässig“ und „einen der Besten“. Für Dietmar Schuster bleiben die Begegnungen immer interessant. Jede Zusammenkunft ist einzigartig. Ob ein Tanzabend auf der MS Brombachsee oder ein Wanderwochenende am Spitzingsee – alle Angebote begeistern nicht nur die Teilnehmer.
Neben dem Alltag im Ruhestand sind Dietmar Schuster auch noch andere Themen wichtig. Im Hospizverein Roth engagiert er sich zudem in der Vorstandschaft und ist dem Blinden- und Sehbehinderten- Treff Roth mit seiner Organisationsfähigkeit verbunden.
„Die spannendste Tätigkeit ist für mich aber die, bei Offenen Behindertenarbeit.“ resümiert Dietmar Schuster. Erst im Oktober konnte er sein Organisationstalent beweisen. Ein Wanderwochenende am Spitzingsee stand auf dem Programm. „Im Vornherein, bin ich mit einer Kollegin schon mal in die Region gefahren, um Routen kennenzulernen, alternative Touren zu überlegen, wenn wir zwei Gruppen mit unterschiedlichen Leistungsniveaus aus den Teilnehmern machen müssen. Wir haben uns die Unterkunft ausgesucht und Programmpunkte überlegt. Das Spannende war dann, wie wird es in der Umsetzung. Wer meldet sich an, wie sieht die Gruppe aus? Mit einer Nachtwanderung zu Beginn des Wochenendes konnten wir feststellen, wie fit die Teilnehmer sind und wer in welcher Gruppe die Wanderung am nächsten Tag bestreiten würde.“
Bild: OBA Lebenshilfe Schwabach-Roth e.V.
Ein erster Test im Fackelschein rund um den Spitzingsee.
Das Schöne an seinem Engagement sieht Dietmar Schuster auch in den Begegnungen mit anderen Menschen. Beispielsweise war in der gleichen Unterkunft am Spitzingsee ein Spielmannszug untergebracht, der dort auch an den Abenden probte. Nach einem kurzen Kennenlernen harmonierten die Gruppen sofort und die Teilnehmer des Wanderwochenendes erhielten ein Konzert, bei dem alle auch einmal selbst dirigieren durften. Das sind Erinnerungen, von denen Alle profitieren.
Auch wenn sich in letzter Zeit die Meldungen über immer egoistischeres Verhalten der Menschen im Umgang mit Anderen häufen ist der passionierte Ehrenamtler von der Realität begeistert: die Menschen sind rücksichtsvoll fasst er das Entgegenkommen der Mitmenschen zusammen. Die Fahrt im Zug nach München verbrachten einige Mitreisende freiwillig im Stehen, um den Menschen mit Behinderung der Wandergruppe einen Sitzplatz zu geben. Diese positiven Erlebnisse sind die eine Seite, die die Tätigkeit für Dietmar Schuster so erfüllend macht. Aber es gibt auch viele Erlebnisse, die er als Bereicherung sieht, die im ersten Moment für jemand Unbedarften drastisch klingen.
Wie geht man mit Menschen um, mit denen man sich vielleicht nicht verständigen kann? Wie reagiert man auf ein Verhalten, das man so nicht erwartet (oder erwarten kann)? So passiert ist es auf der Fahrt nach München, nach der Ankündigung, in Allersberg müsse umgestiegen werden. In jeder anderen Reisegruppe wäre dies eine normale Meldung und alle begeben sich zur Zugtüre. Doch was ist, wenn einer der Gruppe beschließt „Ich steige hier nicht aus“? Da bedarf es Fingerspitzengefühl, Empathie und auch ein gutes Miteinander unter den Kollegen/innen. „Das ist auch etwas, was meine Arbeit bereichert. Wir lösen in immer wieder anderen Teams Aufgaben, mit denen man vorher nicht rechnen kann. Man lernt aus diesen Situationen für die Zukunft, kann sie aber nie übertragen. Es kommt nie Routine in meine Arbeit, wahrscheinlich ist es auch das, was ich als pensionierter Polizeibeamter brauche. Denn auch in meinem Beruf hatte ich keine Routine und bin immer auf Menschen in Ausnahmesituationen getroffen – das bin ich gewohnt.“
Die Zufriedenheit mit seinem Leben und seinem Umfeld ist auch der ausschlaggebende Grund für sein Engagement, so fasst er zusammen. Denn er und auch seine Familie sind glücklich, mit dem, was sie haben. Darum möchte er Menschen mit seinen Aktivitäten helfen. Jedoch hat Dietmar Schuster nie das Gefühl, dass er gibt, sondern dass er etwas bekommt. Dabei versucht er, positive Eigenschaften, die er am Gegenüber kennenlernt zu übernehmen und andere Eigenschaften, von Menschen mit Ecken und Kanten zu analysieren. „Ich brauche Menschen um mich herum, damit es nicht zu langweilig ist.“ Das ist auch der Grund, warum er für seinen Ruhestand so viel Engagement in der freien Zeit platziert.
„Dinge, wie Gartenarbeit und Lesen machen mir Spaß, aber ich kann damit nicht meine ganze freie Zeit füllen. Ich brauche am Tag wichtige Ziele, sonst ist das für mich ein verlorener Tag. Ich möchte keine sinnlose Zeit verbringen und will aktiv sein. Ein Tag muss für mich etwas bereithalten und darf mir nicht allzu viel Routine bringen.“
Das ist auch der Grund, warum ihm sein Engagement bei der OBA so gut gefällt. „Ich werde gut eingesetzt und das freut mich auch.“ Schade findet er, dass so wenig Männer im Ehrenamt in diesem Bereich tätig sind, denn auch hier wäre eine Mischung der Bezugspersonen in der Freizeitgestaltung von Menschen mit Behinderung wichtig.
In der Lebenshilfe Schwabach-Roth e.V. waren bis Mitte November 73 Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen tätig.
Honorata Martinus ist froh und dankbar so ein tolles Team zu haben: „Nur durch den großartigen Einsatz der ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen ist die Vielfalt und Vielzahl unserer Angebote möglich.“
Wenn auch Sie Teil der Ehrenamtlichen Helfer für die Lebenshilfe in Schwabach und Roth werden wollen, finden Sie hier weitere Informationen:
www.oba-schwabach-roth.de